Windows 7 und die Performance: Browser laufen im Schnitt 13% langsamer als unter Windows XP

Windows 7Kaum ist die RTM-Version von Windows 7 offiziell verfügbar, laufen die Benchmarktests heiß. BetaNews.com hat sich die Performance der gängigen Webbrowser vorgenommen und dabei „Sensationelles“ festgestellt: Im Schnitt laufen die getesteten Webbrowser unter Windows XP 13% schneller als unter Windows 7! Die zu erwartenden Schlagzeilen dürften allerdings maßlos übertrieben sein.

Betanews.com hat auf seiner Website die Ergebnisse eines ausführlichen Leistungsvergleichs von gängigen Browsern veröffentlicht. Als Betriebssysteme kamen Windows XP SP3, Vista SP2 und Windows 7 RTM zu Einsatz. Zu den getesteten Browsern zählen verschiedene Versionen von Internet Explorer Firefox 3.5.2, Safari, Opera sowie Google Chrome. Getestet wurde alles auf ein und demselben PC. Betanews.com verwendet dazu eine eigene Testsuite, die aus vier verschiedenen Einzeltests besteht. Jeder Test fließt mit 25% in die Gesamtnote ein. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Der Internet Explorer 7 ist eindeutig der langsamste Browser, der aktuelle Internet Explorer 8 ist mehr als doppelt so schnell.
  • Grob gesagt ist die Reihenfolge: Internet Explorer, Opera, Firefox, Safari, Chrome. Die aktuellste Entwicklerversion von Chrome läuft auf allen System am schnellsten.
  • Im Allgemeinen laufen die Browser unter Windows 7 schneller als unter Vista. Unter Windows XP erzielen sie aber alle die höchste Leistung.
  • Der Leistungsunterschied zwischen Windows XP und Windows 7 liegt bei etwa 13% zugunsten von XP.

Mit dem richtigen Augenmaß betrachten

Es ist davon auszugehen, dass diese Ergebnisse für reichlich Diskussionsstoff sorgen werden. Allerdings sollte man dabei die richtige Perspektive nicht aus den Augen verlieren:

  • Der durchschnittliche Leistungsunterschied wird vor allem Safari und Chrome bestimmt, bei denen dieser Unterschied recht groß ist. Beim Internet Explorer 8 z. B. ist der Unterschied minimal. Auch bei Firefox und Opera sind die Unterschiede recht gering.
  • Der Durchschnittsunterschied ist ohnehin kein besonders aussagekräftiger Wert, aber man sollte dabei bedenken, dass Geschwindigkeitsunterschiede eine Wahrnehmungsgrenze von etwa 10% haben. 13% liegt also nur knapp über dem, was der Mensch überhaupt ohne Stoppuhr als langsamer oder schneller wahrnimmt.
  • Die Ergebnisse belegen nicht, dass Windows XP schneller als Windows 7 ist. Sie legen eher nahe, dass die Browserentwickler viel Aufwand in die Optimierung ihrer Produkte investieren. Beim Jahre alten Windows XP sind die entsprechenden Tricks wohlbekannt und können voll ausgereizt werden. Windows 7 ist brandneu und es wird vermutlich etwas dauern, bis die Entwickler das Potential voll ausschöpfen können. Von daher wäre es sicher lehrreich zu sehen, wie ein ähnlicher Test in einem halben und in einem Jahr ausfällt.
  • Die Testsuite von Betanews.com besteht aus vier Komponenten. Leider wurde nur die Gesamtnote veröffentlicht. Dabei wäre es interessant zu sehen, in welchen Bereichen wirklich große Unterschiede bestehen.

Generell frage ich mich, ob die Geschwindigkeit von Webbrowsern ein interessantes Betätigungsfeld für Benchmarktester ist. Klar wartet niemand gerne auf die Darstellung von Webseiten. Aber das Nadelöhr ist dabei ja meist weniger der Browser, sondern die Internetverbindung und die Antwortzeit des Servers am anderen Ende der Verbindung. Sicher mag es bei komplexen Webanwendungen wünschenswert sein, wenn der Browser so schnell wie möglich arbeitet. Aber auch dann liegen die Unterschiede größtenteils unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Deshalb mein Fazit zu dieser „Sensation“: Weitergehen, es gibt hier nicht viel zu sehen!

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