Internet Explorer: Die Browserauswahl steht vor der Tür
Im Monopolstreit mit der EU hatte Microsoft vor Monaten eingewilligt, den Anwendern eine bequeme Auswahl alternativer Webbrowser zu ermöglichen. Nun ist es soweit und der "Ballotscreen" kommt schon bald auch auf Ihren PC.
Eine wenn auch nicht unendliche, so doch sehr lange Geschichte nähert sich ihrem Ende: das Monopolverfahren der EU gegen Microsoft wegen des Missbrauchs der Monopolstellung beim Betriebssystem zum Verbreiten des eigenen Webbrowser Internet Explorer. Ich will hier gar nicht die ganze Geschichte wiederkäuen, wer es genauer wissen will, findet hier, hier, hier und hier näheres.
Das Problem
In Kurzform: Die EU-Kommission wirft Microsoft vor, seine beherrschende Marktstellung bei Betriebssystemen genutzt zu haben, um dem eigenen Webbrowser Internet Explorer einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Immerhin wurde und wird der ja mit jedem Windows ausgeliefert und vorinstalliert und ließ sich angeblich auch nicht aus dem Betriebssystem heraustrennen und deinstallieren. Nach langem Hin und Her einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss. Microsoft darf den Internet Explorer weiter mit Windows ausliefern, präsentiert den Anwendern aber nach der Installation einen Auswahlbildschirm („Ballotscreen“), der über alternative Webbrowser informiert und Links zu deren Installationsdateien anbietet.
Die Lösung
Dieser Auswahlbildschirm wird per Windows Update verbreitet. Zurzeit ist dieses Update bereits fertig gestellt, kann aber nur manuell heruntergeladen und installiert werden. In den nächsten Tagen beginnt eine erste Testphase, in der Benutzer in ausgewählten Ländern wie Großbritannien und Belgien die Browserauswahl per Windows Update auf ihre PCs bekommen. Wenn dabei keine Probleme auftreten, wird das Update ab 1. März in allen Ländern der EU verbreitet. Wer Windows Update so eingestellt hat, dass Updates automatisch heruntergeladen und installiert werden, wird es also ganz automatisch auf seinen PC bekommen. Und warum auch nicht, es ist letztlich nur ein Link auf eine bestimmte Webseite.
-> Die ist bereits fertig und kann auch jetzt schon besucht werden. Sie enthält zwölf Webbrowser in einer horizontalen Liste. Das ist etwas unpraktisch, aber eine vertikale Anordnung hätte den Eindruck einer „Rangliste“ vermittelt und wurde deshalb von den Microsoft-Konkurrenten abgelehnt. Links finden sich die fünf meistverbreiteten Webbrowser, also neben dem Internet Explorer auch Firefox, Chrome, Opera und Safari. Rechts daneben folgen noch sieben weitere, weniger bekannte Browser, bei denen es sich um Firefox-Derivate oder IE-Aufsätze handelt.
Damit es nicht zu einfach wird: Die fünf bekannten Browser links und die sieben weniger bekannten Browser rechts werden bei jedem Aufruf der Webseite jeweils per Zufall angeordnet. Das können Sie leicht überprüfen, indem Sie einfach ein paar Mal [F5] drücken. Jedes Mal ist die Reihenfolge wieder anders. Auch das soll sicherstellen, dass keiner der Browser aufgrund seiner optischen Platzierung einen Vorteil oder Nachteil hat. Zu jedem Browser können Sie Weitere Informationen abrufen oder ihn direkt Installieren, also die Installationsdatei herunterladen. Diese Schaltflächen führen allerdings alle direkt auf Seiten der jeweiligen Browserentwickler. Microsoft bietet also wirklich nur so eine Art Portalseite an.
Mein Fazit
Es ist schon irgendwie witzig, nun das Ende dieses langen Prozesses auf dem Bildschirm zu sehen. All die Auseinandersetzungen, Schriftstücke, Pressemitteilungen, Anhörungen, hitzige Diskussionen der Beteiligten und der jeweiligen „Fangruppen“ bis hin zu Streitereien über das exakte Aussehen der Liste – und am Ende kommt dabei eine kleine, unscheinbare Webseite heraus. Im Laufe des Updates wird die (fast) jeder einmal zu sehen bekommen und nach zukünftigen Windows-Installationen wird sie auch immer einmal kurz auftauchen und von den meisten ignoriert werden. Wie sagt man so schön: „Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.“ 😉