Firefox: Geolocation – So erkennt Ihr PC seinen Standort ganz ohne GPS-Empfänger

FirefoxSeit Version 3.5 versteckt sich in Firefox die Unterstützung für standortbezogenes Surfen. Dabei erkennt der PC - mehr oder weniger genau - seinen eigenen Standort. Und das ganz ohne GPS-Empfänger oder andere spezielle Hardware. Wie es genau funktioniert, beschreibt dieser Artikel.


Geolocation, Location-based Services oder standortbezogenes Surfen – alles Begriffe für ein und dieselbe Idee: Der PC (oder auch das Handy, Smartphone usw.) kann ermitteln, wo er sich gerade befindet und diese Information dem Benutzer zur Verfügung stellen. Ruft man z. B.  Wetter-Informationen ab, erhält man  diese automatisch passend zum aktuellen Standort. Oder wenn man nach Restaurants, Ärzten oder Tankstellen sucht, werden automatisch Fundorte in der Umgebung angezeigt. Wer z. B. ein Smartphone oder Handy mit eingebautem GPS-Empfänger verwendet, kennt solche Dienste vielleicht schon. Es geht aber auch ohne spezielle Hardware. Im Prinzip kann jeder PC Informationen über seinen Standort ermitteln. Und das beweist Firefox mit seiner Geolocation-Funktion.

Wo bin ich?

Wenn Sie damit noch gar nicht vertraut sind, probieren Sie es doch einfach erstmal aus:

  1. Firefox Geolocation 1Öffnen Sie in Firefox die Adresse maps.google.de (was sich mit Google Maps noch alles anstellen lässt, können Sie z. B. hier erfahren).
  2. Hiermit gelangen Sie auf eine Seite zur Ortssuche und Routenplanung von Google. Diese zeigt Ihnen standardmäßig erstmal Deutschland und einen Teil von Europa in der Übersicht. Wenn Sie oben z. B. den Namen einer Stadt eingeben, würde die Karte auf deren Position vergrößert. Ergänzen Sie Straßennamen und -nummer, wird die Darstellung noch genauer. Sie können aber auch einen Ort mit einem Namen (z. B. von einem Unternehmen, einem Restaurant o. ä.) oder z. B. einem Suchbegriff wie „Tankstelle“ kombinieren. Dann zeigt Ihnen die Karte die in Frage kommenden Stellen an.
  3. Firefox Geolocation 2Aber darum geht es in diesem Fall ja eigentlich nicht. Wenden Sie also  Ihre Aufmerksamkeit den Bedienelementen der Karte an deren linkem Rand zu: Hier finden Sie zwischen dem Kreis mit den Pfeilsymbolen ganz oben und der Skala für die Vergrößerung ein kleines unscheinbares Symbol mit einem Kreis darauf.
  4. Klicken Sie mit der linken Maustaste auf dieses Symbol.
  5. Firefox Geolocation 1Aus Datenschutzgründen fragt Firefox jedes Mal nach, bevor diese Funktion ausgeführt wird. Dazu wird oben eine Hinweisleiste eingeblendet. Klicken Sie hier auf Zugriff erlauben um die Lokalisierung zuzulassen. Sollte die Leiste mal angezeigt werden, ohne dass Sie eine Lokalisierung angefordert haben oder wünschen, können Sie dies mit Nicht erlauben unterbinden. Mit der Option rechts daneben merkt sich Firefox Ihre Antwort für die aktuelle Webseite und fragt dann nicht mehr nach.
  6. Nach ein paar Sekunden Wartezeit verändert sich die Karte dann und zeigt Ihren Standort vergrößert an. Je nach Anwendung wird noch ein blauer Kreis angezeigt, der die Genauigkeit der Ortung angibt. Er bedeutet also, dass Ihre ermittelte Position sich irgendwo innerhalb dieses Kreises befindet.

Firefox Geolocation 4Ich wage mal zu behaupten, dass es zwei Arten von Reaktionen auf diesen Selbstversuch geben wird: Die einen werden sagen „Wow, das funktioniert ja tatsächlich super genau.“ – die anderen hingegen werden sagen: „Na ja, die Gegend stimmt schon, aber so besonders präzise ist das nicht gerade.
Beide haben Recht, und das hat mit der Funktionsweise der Standortermittlung zu tun, die im Folgenden näher beschrieben wird.

Woher kommen die Daten?

Egal wie präzise die Ortsbestimmung ist, so ganz daneben liegen wird sie wohl in den seltensten Fällen. Wie geht das ohne GPS-Empfänger? Nun, es gibt eine Reihe von anderen Daten, die dafür ausgewertet werden können. Je mehr, desto genauer ist die Ortung.

  • Ort des Interneteinwahlknotens:
    Die Internetverbindung Ihres PCs gibt einen ersten entscheidenden Hinweis. Er ist auf eine von mehreren möglichen Arten mit dem Internet verbunden, z. B. per DSL mit einem Einwahlknoten Ihres Internetproviders. Die Identität dieses Einwahlknotens kann ermittelt werden und aus einer globalen Datenbank die Ortsangaben dazu herausgesucht werden. Vielleicht ist Ihnen beim Surfen auch schon mal Werbung begegnet, bei der eine „Maria“ oder „Julia“ aus Ihrem Nachbarort angeblich ganz dringend Ihrer Aufmerksamkeit bedarf? Das basiert auf genau diesem Prinzip (allerdings ohne Ihr Einverständnis). Mit dieser Methode ist aber nur eine recht grobe Lokalisierung mit einem Umkreis von einigen Kilometern möglich.
  • Drahtlosnetzwerke in der Umgebung:
    Genauer wird es, wenn Ihr PC mit einem WLAN-Adapter ausgerüstet ist. In dem Fall wird mit dessen Hilfe nach Drahtlosnetzwerken in Ihrer Umgebung gesucht. Zu denen müssen Sie nicht mal Zugriff haben, es reicht, dass sie erkannt werden können. Jedes Netzwerk hat eine eindeutige ID und auch hier gibt es eine globale Datenbank, in der die Koordinaten von vielen Drahtlosnetzwerken verzeichnet sind. Wenn Sie sich im Empfangsbereich eines bestimmten Netzwerkes befinden, kann Ihre Position also weiter eingekreist werden. Das erlaubt Lokalisierungen mit wenigen hundert Metern Spielraum. Kann Ihr Drahtlosadapter gleich mehrere Netzwerke ermitteln, lässt sich die Position noch genauer bestimmen. Dann wird berechnet, wo sich die Einzugsbereiche der verschiedenen Funknetze überlappen, was abhängig von der Anzahl der Funknetze eine Positionierung ergibt, die bis auf wenige Meter genau sein kann. Diese Methode funktioniert gerade in Stadtzentren oftmals erstaunlich genau. Auf dem flachen Land, wo die WLANs dünner verteilt sind, hilft sie hingegen oft auch nicht weiter.
  • Einzugsbereich von Mobilfunkzellen:
    Als dritte Datenquelle kann ein eventuell vorhandener Mobilfunkadapter genutzt werden. Das Prinzip ist dabei ähnlich wie beim WLAN. Das Mobilfunknetz ist in viele kleine Funkzellen aufgeteilt. Wenn man weiß, in welcher Funkzelle Sie sich gerade befinden und vielleicht noch, welche benachbarten Funkzellen auch noch in Reichweite sind, dann lässt sich aus den bekannten Geodaten dieser Funkzellen Ihre ungefähre Position ableiten. Da die Funkzellen jeweils einen Bereich von einigen Kilometern abdecken, lässt sich damit aber keine so präzise Ortung wie mit mehreren WLANs erreichen. Dafür funktioniert diese Methode auch abseits von Ballungszentren zuverlässig.

Die Genauigkeit der Lokalisierung hängt also von den verfügbaren Quellen ab. Ein PC ohne WLAN- und/oder GSM-Adapter wird sich immer nur relativ grob in einer bestimmten Gegend verorten lassen. Mit GSM-Modem wird die Ortung etwas genauer, mit WLAN kann sie bei optimalen Bedingungen (mehrere WLANs im Empfangsbereich) bis auf wenige Meter genau sein.

Firefox ist nicht die einzige Möglichkeit, standortbezogene Dienste zu nutzen. Es gibt für Windows 7 eine Software, die solche Funktionen systemweit zur Verfügung stellt. Ich habe darüber inzwischen einen eigenen Artikel veröffentlicht.

10 Antworten

  1. kolo sagt:

    unglaublich aber wahr , da ist man erstmal geschockt wie genau das geht. Also nur noch über TOR-Browser?

  2. Wolfram sagt:

    @Sven
    Der Unterschied: Bei den im Artikel beschriebenen Methoden werden die Informationen auf dem PC verknüpft. Dementsprechend kann man das Verhalten auch auf dem PC steuern.
    Beim Google-Konto erfolgt die Verknüpfung „in the cloud“ und PC und Benutzer bekommen davon gar nichts mit, können es dementsprechend auch nicht unterbinden (außer auf das Google-Konto zu verzichten).
    Das ist übrigens auch nicht auf Chrome beschränkt, sondern funktioniert beispielsweise mit Firefox ganz genauso, sofern man sich da bei irgendeinem Google-Dienst angemeldet hat…

  3. Sven Burkert sagt:

    @Wolfram:
    Genau. Also Möglichkeit Nummer 4 😉 Bei Möglichkeit 1 und 2 erkennt der PC selbst auch nichts, sondern der Browser geht über Internet-Dienste, welche weiterführende Informationen zu den IP-Adressen liefern.

  4. Wolfram sagt:

    @Sven:
    Jein. Der PC erkennt da nichts, sondern Google verknüpft diese Informationen auf seinen Servern miteinander und liefert entsprechende Suchergebnisse aus.

  5. Sven Burkert sagt:

    Gibt es nicht noch eine Möglichkeit, und zwar wenn man den Chrome Browser nutzt und mit dem Google-Konto eingeloggt ist und ein Android Handy hat? Dann funktioniert selbst für Desktop PCs (ohne WLAN) die Standorterkennung über Mobilfunkzellen.

  6. Wolfram sagt:

    @Anonymous:
    Nein, kann man nicht. Firefox nutzt die Daten, die verfügbar sind. Wenn über GPS oder WLAN keine Ortung möglich ist, werden die Geodaten der aktuellen DSL-Einwählverbindung verwendet, und die kann ziemlich daneben liegen.
    Aber warum sollte man Firefox das sagen wollen? Für eine ortsbezogene Suche kann man doch z. B. den Namen der nächsten Stadt miteingeben, also z. B. „Kinoprogramm „

  7. Anonymous sagt:

    Hmm,

    was wenn der Dienst total danebenliegt? Kann man Firefox sagen wo sich der PC wirklich aufhält?

  8. @anonym: Das auch, aber es gibt hier auch komerzielle Anbieter… OpenCellID gibt’s als kostenlose Variante für die Netzzellen.

    However: Beim iPhone und dem Nokia N900 (mit dem eingebauten Firefox Addon) wird bei Geolocation auch nachgefragt, jedoch das eingebaute GPS genutzt.

  9. anonym sagt:

    Danke!
    Sehr guter Artikel.
    Jetzt weiß ich auch wozu Google paralell zu den Bilderchen WLAN-Daten aufgenommen hat..

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