Von virtuelle Maschinen, Remote Desktop und Schwarzen Löchern…

nucelar_logo...oder wie ich in meinem Büro beinahe den Planeten vernichtet hätte. Eine kleine Anekdote aus dem Leben eines neugierigen Fachbuchautors, die sich in ihrer rekursiven Logik vielleicht nicht jedem sofort erschließt?

Die Vorbereitung von neuen Titeln zu Windows 8 führt manchmal zu kuriosen Situationen. Eigentlich wollte ich nur die neue Metro-App für Remote Desktop testen und dann stand ich plötzlich kurz vor der Zerstörung der Welt, so wie wir sie kennen. Und das kam so:

rem01Um eine Remote Desktop-Anwendung zu testen, braucht man – klar – einen Remote Desktop Server. Nun hatte ich gerade keinen freien PC mehr zur Hand, jedenfalls keinen, der über diese Funktion verfügt hätte. Da kam mir eine Idee: Für meine Tests läuft Windows 8 in einer virtuellen Maschine. Diese wird von einem Rechner ausgeführt, auf dem Windows 7 Professional installiert ist und das kann als Remote Desktop-Server fungieren. Also könnte ich doch theoretisch vom virtuellen Gast-Windows 8 eine Remote Desktop-Verbindung zum realen Wirts-Windows 7-System herstellen. Dann würde in der virtuellen Gast-Maschine der Desktop des realen Wirts-Systems angezeigt werden, auf dem die virtuelle Maschine läuft, in welcher der Desktop des Gastsystems zu sehen ist, welches in einer Remote-Session mit dem Wirts-System verbunden ist, auf dem das Gast-System … und so weiter und so fort – Rekursion ist nun mal Teufelszeug.

OK, die Idee war komplett sinnfrei, wie mir schnell bewusst wurde. Aber was würde eigentlich passieren, wenn ich es trotzdem versuche? Spontan schossen mir ein paar Ideen in den Kopf:

  • Ich würde auf dem Bildschirm einen unendlichen Korridor immer kleiner werdender Desktops angezeigt bekommen.
  • Der Rechner würde sich einfach mit einem hässlich kreischenden Geräusch in die ewigen Jagdgründe verabschieden.
  • Es würde sich spontan eine Singularität bilden und unseren Planeten in einem weißen Lichtblitz verdampfen lassen.
  • Windows würde die Sinnlosig- und Gefährlichkeit meiner Idee erkennen und mein Vorhaben mit einer vorwitzigen Fehlermeldung blockieren.
  • Einfach gar nichts?

Na ja, es gab nur eine Möglichkeit, das heraus zu finden, oder? Und so nahm ich die Last und Verantwortung auf mich und dokumentiere hier das Ergebnis, damit andere sich diese Aufregung ersparen können.

rem02Also, ich tippte die IP-Adresse des realen Wirts-PCs im Remote Desktop-Client des virtuellen Gastsystems ein. Dann auf OK, die Spannung steigt.

Hmm, ich soll Benutzername und Kennwort eintippen. Prinzipiell funktioniert die  – ähem -“virtuelle“ Netzwerkverbindung also.

rem04Noch mal OK, die Spannung steigt noch mehr…

Was ist das, eine Warnung? Also hat Windows die Situation doch erkannt? Aber nein, nur der Standardhinweis von wegen unsichere Verbindung und so…

Abnicken und wieder auf OK. So jetzt aber! Die Spannung wird unerträglich.

rem05…Verbindung wird hergestellt…

Irgendwas huscht über den Bildschirm…

Dann alles Dunkel auf dem Monitor…

rem03

Oh Gott, was habe ich getan???

Aber nach wenigen Sekunden lächelt mich freundlich der normale Anmeldebildschirm des Wirtssystems an, allerdings real und nicht per Remote Desktop. Ich melde mich also wieder an und komme zurück zur noch laufenden virtuellen Maschine. Dort fragt der Remote Desktop-Client schon wieder unschuldig, zu welchem Rechner ich mich verbinden möchte.

Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und überlege, was passiert ist:

Mit dem Herstellen der Remote Desktop-Verbindung wird die Benutzer-Session des Wirtssystems, in der auch das Gastsystem läuft, angehalten. Damit hält auch der Remote Desktop-Client. Das Wirtssystem bekommt also keine Daten mehr von dort und unterbricht von sich aus die Remote-Sitzung. Das ist wie eine Benutzerabmeldung, also wird der Anmeldebildschirm angezeigt und ich kann mich wieder in die angehaltene ursprüngliche Benutzer-Session einloggen. Lustig wäre es nur geworden, wenn der Remote Desktop-Client beim Fortsetzen nach der Wiederanmeldung die Remote-Sitzung direkt wieder aufgenommen hätte. Dann hätte es doch noch in einem Deadlock enden können.

Aber so – alles noch mal gut gegangen. Ob irgendjemand da draußen wohl ahnt, wie dicht wir gerade an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind? Und auch den Entwicklern aus Redmond muss man zugute halten, dass sie bei ihrer Software offenbar darauf achten, Störfälle zu vermeiden, die zur Vernichtung des Universums führen können. Den Eindruck hat man ja nun auch nicht immer…

Ja, das Leben eines Fachbuchautors ist manchmal aufregender als man sich das gemeinhin so vorstellt… 😉

Eine Antwort

  1. ATR sagt:

    Den Planeten vernichten? Mit Microsoft-Anwendungen kein Problem – sofern der ganze Planet mit MS-OS läuft, alle Teil der Matix-Domäne sind und auf Gruppenrichtlinien hören
    und
    … der Anwendungsidentitäsdienst läuft und auf „Automatisch starten“ gestellt ist
    … die Regelerzwingung konfiguriert ist
    … und die Windows-Lizenz Applocker ausführt!

    Mit Applocker kann man eine Alles-Blocker-Regel erstellen und damit – trotz aktivierter Standardregeln – den PC komplett lahmlegen – nix geht mehr, da der „Alles-Blocker“ das Ausführen jedweder ausführbahrer Datei verhindert!!
    Beim Erstellen dieser Regel gibt es keine Fehlermeldung – und keine Rettung!

    Warum das Ganze funktioniert? Weil Microsoft den Grundsatz für Regeln eingebaut hat: „Eine Verweigerungsregel bricht grundsätzlich jede Erlaubnisregel“ Da die Standardregeln Erlaubnisregeln sind und der Alles-Blocker eine Verbotsregel, trägt sie den glorreichen Sieg davon und das ungehindert seit Windows 7, auch in 8 und 8.1 und ja, auch in Windows 10.
    Also auf geht’s zur Planetenvernichtung…. 🙂

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